KopfzeileTextur_1
KopfzeileTextur2_1
Udo1_4

Home

BuiltWithNOF
[Home] [1970] [1971] [1972] [1973] [1974] [1975]
Zeilentrenner1

Fünftes Festival 1974

Wie schon beschrieben stieg nach Heinz Bonsack auch Karlheinz Klüter aus dem Festival aus. Der Spiegel schrieb in seiner Ausgabe Nr. 16 von 1974: “Das Internationale New Jazz Meeting auf der westfälischen Burg Altena übernimmt die UDJ Ende Juni 1974 erstmals in eigener Regie und fordert mehr Mitbestimmung in Berlin’. Optimistisch stand in der Westfälischen Rundschau am 29.3.1974 zu lesen: ‘Altena bald Mittelpunkt der Jazzmusik in der BRD’.

boeserartikel


Im Altenaer Kreisblatt sprach man vom ‘Unbehagen an der Jazz-Kommerzialisierung’ und dass dies den Anstoß zur Suche nach neuen Wegen gab. Ein bitterböser Artikel vom 21. Juni 1974 richtete sich gegen die bisherigen Veranstalter des Festivals. Karlheinz Klüter wurde vorgeworfen, nur an einer ‘Jazzmaschine’ interessiert zu sein und außerdem seine in Altena erworbenen Kontakte zur Durchführung der Konkurrenzveranstaltung in der Balver Höhle zu nutzen. Starker Tobak, aber Karlheinz Klüter entgegnete, dass er keinen Gesprächskreis ohne Publikum, sondern Musik für Fans wolle und dass ‘Funktionäre, die immer alles und jedes zerreden’ dem Altenaer Festival den Garaus machen.

Zeilentrenner1 

1974-06-29 New Jazz Nr 5 PM_2

 

 

Der Vorwurf an die bisherigen Veranstalter war also, mehr auf das Geschäft zugunsten einer ‘Jazz-Veranstaltungs-Maschine’ als auf die Kulturförderung geachtet zu haben. Im oben genannten Artikel wird auf das wohl mittlerweile zerrüttete Verhältnis zwischen den Veranstaltern und der Stadt Altena hingewiesen. Man gehe nicht genug auf die Wünsche der Musiker ein und schaffe keine Möglichkeiten der Kommunikation zwischen Ihnen. Die Stadt Altena wolle andere Wege gehen und Begegnungen zwischen den Musikern wieder ermöglichen.

So hat sich die Stadt Altena mit der UDJ “verbündet” und man plante das 1974er Meeting unter anderen Vorzeichen und, ganz der Zeit und dem neu erwachenden Selbstbewußstsein der Jazzmusiker auf der Basis der aktuellen Erfolge geschuldet, mit einem völlig anderem Schema. In der Pressemitteilung links liest sich das neue Konzept viel versprechend. Werner Panke, ehemaliger Geschäftsführer des Domicil in Dortmund und ein erfahrener Jazzkenner und Journalist, oblag die Aufgabe der Koordination, wofür die Stadt ihn eigens nach Altena geholt hatte.

Nach dem Meeting würdigten die Zeitungen das Ereignis:

‘New Jazz Meeting setzte neue Akzente. Altenaer Gesprächskreis als sehr nützlich empfunden’ schrieb das Altenaer Kreisblatt am 1. Juli 1974. Statt eines mehrtägigen Festivals gab es einen mehrtägigen Gesprächskreis. Von Mittwoch bis Freitag wurde im Kohlberghaus der 1. Altenaer Gesprächskreis abgehalten. Es ging um die Leitthemen Jazzkritik, Musikerziehung und um ‘die wechselseitigen Abhängigkeiten und Machtverhältnisse aus gesellschaftlicher und ökonomischer Sicht’ Die 70er Jahre des vorherigen Jahrhunderts waren eben ein diskussionsfreudiges Jahrzehnt.

 

               (Presseinformation mit freundlicher Genehmigung von Michael Nürenberg)

Zeilentrenner1 

UDJ in Altena ca.1974_1

Die Teilnehmer des Workshops im Kohlberghaus bei einem Fotoshooting am Eingang: Unter anderem mit Albert Mangelsdorff, Volker Kriegel, Jo Viera, Dr. Gramke, Werner Panke, Heinz Bonsack und anderen. (Foto des Arbeitskreises mit freundlicher Genehmigung von Werner Panke)

Zeilentrenner1 

Musik gab es schließlich auch noch, aber nicht wie sonst in der Burg, sondern wegen Regens in der Turnhalle des Pragpaul. Dieses Konzert wurde bestritten von Volker Kriegels Spektrum, Jazztrack, dem Michael Seil Trio und dem Globe Unity Orchestra. An das letztere kann ich mich noch sehr gut erinnern. Musikalisch gab es nichts auszusetzen, nur leider war der Veranstaltungsort nicht die beste Wahl im Vergleich zur Burg. Wie die Westfälische Rundschau schrieb, drückte die ‘Diktatur des rechten Winkels’ die Stimmung.
 

1974-06-29 New Jazz Nr 5 - Karte1974-06-29 New Jazz Nr 5 Flyer

(Flyer mit freundlicher Genehmigung von Michael Nürenberg)

001022

Das Globe Unity Orchestra mit Alexander v. Schlippenbach, Peter Brötzmann, Manfred Schoof, Michael Pilz und anderen.

002018026

Bilder mit freundlicher Genehmigung von Wilhelm Tiede

017_GU

Zeilentrenner1 

019_Niebergall034_Mangelsdorf035_GUTrio

Das 1974er Festival wirkte nicht ganz stimmig, im nächsten Jahr wollte man deshalb wieder zum alten Format zurückkehren und ein zweitägiges Burgfestival veranstalten. Es kam aber alles ganz anders: Die Musiker forderten Mindestgagen, auf welche sich die Stadt nicht einlassen konnte. Zudem hatten die holländischen Musiker kein Interesse an dem Gesprächskreis. Angesichts der Ereignisse kann man den Eindruck gewinnen, dass hier die Stadt Altena zwar auf die Musiker zugegangen sei, diese aber dann die Stadt Altena 1975 wiederum im Regen stehen ließen.

 

Zeilentrenner1
[Home] [newjazzaltena] [1970] [1971] [1972] [1973] [1974] [1975] [jg-records] [CMG Discographie] [Balver Höhle] [Links] [Impressum]